Die Elfenbein-Blockflöten des Blauen Kurfürsten
18.11.2025,
Johann Sebastian Bach verwendete gerne die Blockflöte. Bayerns schillernder Barockfürst Max Emanuel (1662–1726) spielte neben der Viola da Gamba, Orgel und Cembalo ebenso Blockflöten, die zu seiner Zeit hoch im Kurs standen. Beim prunkliebenden Max Emanuel sogar so hoch, dass er den Pariser Hersteller Jean Jacques Rippert wohl in den 1690er Jahren mit einem achtteiligen Satz aus dem Luxusmaterial Elfenbein beauftragte, der in einem eigenen Flötenkasten kam.
Im zweiten sowie im vierten Brandenburgischen Konzert, im Tenor-Rezitativ „O Schmerz“ der Matthäus-Passion oder in zwanzig geistlichen Kantaten brachte Johann Sebastian Bach die Blockflöte zum Einsatz. Doch später wurde sie mehr und mehr von der Querflöte verdrängt. Als der Inhalt des Rippert-Flötenkastens 1857 aus dem Besitz des Hofes dem Bayerischen Nationalmuseum übertragen wurde, wurde das Ensemble daher sogar als Klarinetten, Piccoloflöten und Schalmei inventarisiert. Eine Elfenbein-Bassblockflöte von Johann Christoph Denner fand auf die Liste als Fagott.
Schon kurz nach 1700 waren zwei mit Schildpatt furnierte Buchsbaum-Blockflöten des Berliner Herstellers Johann Heitz in dem Kasten gelandet, dessen Bemalung Schildpatt imitiert. Artenschutz war im Barock noch kein Thema. Spielproben auf Elfenbein-Blockflöten aus Privatsammlungen zeigen, dass sie einen besonders reinen, obertonarmen Klang haben.
Im Konzert am Samstag, den 22. November im Bayerischen Nationalmuseum um 11:00 Uhr kann man einen Eindruck davon gewinnen, wie die Blockflöten zu Bachs Zeit eingesetzt wurden.