© Deutsches Museum / Reinhard Krause

Das Instrument mit „Liebesfuß“

17.11.2025,

Silke Berdux, Kuratorin der Abteilung Musikinstrumente im Deutschen Museum

Oboe d’amore von Sattler, Leipzig um 1740

Die Oboe d’amore war zur Zeit von Johann Sebastian Bach ein neues Instrument. Wohl um 1710/20 war sie erfunden worden, vermutlich in Thüringen. Bach setzte das von ihm als „Hauptbois d’Amour“ bezeichnete Instrumente in seiner Leipziger Zeit in mehr als 90 Werken ein, zuerst in den Kantaten anlässlich seiner Bewerbung und seines Amtsantritts im Februar bzw. Mai 1723, „Du wahrer Gott und Davids Sohn“ (BWV 23) und „Die Elenden sollen essen“ (BWV 75).

Klappen der Oboe d’amore von Sattler
Klappen der Oboe d’amore von Sattler © Deutsches Museum / Reinhard Krause

Das Deutsche Museum besitzt eine Oboe d’amore, die wohl um 1740 in Leipzig gebaut wurde. Das Instrument von Johann Cornelius E. Sattler ist aus Buchsbaum und Horn gefertigt und hat das typische birnenförmige Schallstück, das auch als „Liebesfuß“ bezeichnet wird. Es gibt Hinweise für die Aufführungspraxis: Einige Löcher sind nämlich doppelt gebohrt, eine Klappe doppelt vorhanden und eine andere hat zwei Griffe. Dies zeigt, dass diese jeweils mit den Fingern der linken oder rechten Hand gegriffen werden konnten. Die Position der Hände war also nicht festgelegt.

Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschwand die Oboe d'amore übrigens schon wieder aus dem Musikleben. Neukonstruktionen entstanden erst im späten 19. Jahrhundert in Zusammenhang mit der Wiederaufführung der Werke Johann Sebastian Bachs.

Tour zu den Bach-Instrumenten

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