Kaffee – Kantate – Kolonien
29.11.2025,
Mit wie vielen Waren aus fernen Ländern Johann Sebastian Bach in Berührung kam, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; Elfenbein war mit Sicherheit darunter, und der Kaffee, dem er sogar eine Kantate, BWV 211, widmete. Als Bach 1750 starb, hatten die damaligen europäischen Kolonialmächte nach Lateinamerika große Teile Nordamerikas, enorme Küstengebiete Indiens, West- und Ostafrikas sowie einige Inseln Indonesiens, Taiwan und die Philippinen unter ihre Herrschaft gebracht. Wie es Menschen überall auf der Welt seit Jahrtausenden tun, wurde auch in diesen Ländern musiziert, und zahlreiche Musikinstrumente gelangten auf den Schiffen der Kolonialherren nach Europa: Erst in die „Kuriositätenkabinette“ und Wunderkammern der Fürstenhöfe, später in Museen.
Die beiden hier ausgewählten Instrumente stammen aus „Kaffee-Regionen“:
Zu Lebzeiten Bachs wurde der größte Teil des Genussmittels von den Niederländern aus Java importiert, wo seit Jahrhunderten Gongs wie der zu Beginn abgebildete in Gebrauch waren, ein sogenannter Buckelgong.
Im 18. Jahrhundert verlagerte sich der Kaffeeanbau mit steigender Nachfrage mehr nach Lateinamerika: Von den Azteken aus dem heutigen Mexiko stammt diese tönerne Kombination aus Gefäßflöte und Rassel.
Die Reise der Instrumente auf den Schiffen der Kolonialherren geschah oft nicht freiwillig, sondern basierte auf denselben Unrechtskontexten wie die Kolonialwaren, die auch zu Bachs Zeit in der Messestadt Leipzig gehandelt wurden. Die Herkunft einiger Musikinstrumente des Münchner Stadtmuseums aus kolonialen Zusammenhängen ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung.